ZB Bayern 3/2020

ZB Bayern 3 I 2020 2 Eine Gebärdensprachdolmetscherin übersetzt für Cem Borak (Mitte). So wird ihm die Kommunikation in Teamsitzungen, Seminaren und Kursen mit hörenden Menschen ermöglicht. Cem Borak arbeitet als Fachreferent für das GIB in Nürnberg. C emBorak ist ein vielseitiger Mensch. In seiner Freizeit lebt er seine künst lerische Ader aus, seine Acrylgemälde wurden mehrfach ausgestellt. Außer dem ist er ehrenamtlich engagiert. Fünf Jahre lang war er Vorsitzender der Initi ative TuT („Taub und Türkis“). Der Verein versteht sich als Interessenvertretung für Menschen mit Hörbehinderung. „Dabei habe ich gemerkt, wie groß die Kommu nikationsbarriere zwischen gehörlosen und hörenden Menschen ist, die ich selbst ja auch oft erlebe“, erklärt der 46-Jährige. - - - - Kommunikationsbarrieren abbauen Wenn Cem Borak an einem Nürnberger Bildungsinstitut für Menschen mit Hörbehinderung unterrichtet, steht ihm jemand zur Seite. Denn er kann von Geburt an nichts hören. Ein Gebärdensprachdolmetscher übersetzt seine Worte für die hörenden Kurs- und Seminarteilnehmer. Praxisbeispiel Nun arbeitet CemBorak als Fachreferent für das GIB (Gesellschaft:Inklusion:Bil dung) inNürnberg beruflich daran, diese Barriere abzubauen. Denn genau das ist das Ziel des „Bayerischen Instituts zur Kommunikationsförderung für Men schen mit Hörbehinderung“. - - Der Ingolstädter hatte zuvor neun Jahre lang als Industrieelektroniker gearbeitet, bis ihn eine schwere Schulterverletzung zur beruflichenNeuorientierung zwang. Der ehemalige Hobbyfußballer versuch te sich als Sporthändler. Die Selbststän digkeit war jedochwenig lukrativ, sodass sich CemBorak zumKaufmann für Büro management umschulen ließ. - - - Von seinen Erfahrungen profitiert nun das GIB. „Ich bin stark in der Gehörlosen kultur verankert“, erklärt der 46-Jährige. „Für die Stelle ist das enorm wichtig“, ergänzt Institutsleiter Walter Miller, der die freundliche Art und dieGewissenhaf tigkeit seines Mitarbeiters schätzt. - - CemBorak kümmert sich unter anderem um die Aus- und Weiterbildung von Foto: Giulia Iannicelli Gebärdensprachdozenten und Fachkräf ten im Hörbehindertenbereich, er orga nisiert Kommunikationskurse für hörge schädigte Menschen, erstellt Lehr plankonzepte und unterrichtet teilweise auch selbst. Damit sich der Fachreferent voll einbringen kann, übernimmt das ZBFS-Inklusionsamt die Kosten für drei Dienstleistungen: Da sind zumeinen die Gebärdensprachdolmetscher, die er für Teamsitzungen, Seminare und Kurse, die sich auch anhörendeTeilnehmer richten, benötigt. Zumanderen ist da einTelefon- und Dolmetschdienst, den er für Telefo nate mit anderen Einrichtungen, Behör den oder hörendenKundennutzt. Außer dem noch ein Service, der ihm bei wichtigen Briefen, E-Mails oder Folien für Präsentationenmit Textkorrekturen hilft. - - - ­ - - - „Die Förderung durch das Inklusionsamt ist fürmich sehr wichtig und notwendig, um meine Tätigkeit voll ausüben zu können. Dadurch fühle ichmichmeinen hörenden Kollegen gleichgestellt und kann so selbstständig arbeiten“, erklärt CemBorak und betont: „DAS ist für mich berufliche Teilhabe!“ ■ Foto: Giulia Iannicelli

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