ZB Behinderung & Beruf 2/2020

ZB 2 I 2020 F ür LWL-Direktor Matthias Löb ist Job- coaching amArbeitsplatz „ein echtes Erfolgsmodell“. Er eröffnete Ende Febru- ar 2020 einen Fachkongress in Münster und wartete mit einer interessanten Sta- tistikauf: In92Prozent aller Fälle, indenen der LandschaftsverbandWestfalen-Lippe (LWL) einen Jobcoach einsetzt, gelingt es diesem, den Arbeitsplatz auf Dauer zu sichern. Was auch deshalb bemerkens- wert ist, weil Arbeitgeber häufig zu spät zu diesem Instrument greifen. „Jobcoa- ches sind auch Jobretter“, bringt es Mat- thias Löbauf denPunkt. „Sie sindExperten für betriebliche Inklusion und helfenmit passgenauen, individuellen Angeboten.“ Der LWL nimmt bundesweit eine Vorrei- terrolle ein, hat die größte Erfahrungmit Jobcoaching und nutzt das Instrument am häufigsten. 200 Mal pro Jahr greift das LWL-Inklusionsamt Arbeit darauf zurück und lässt sich die Maßnahmen jährlich rund 550.000 Euro kosten. WISSENSCHAFTLICHE STUDIE Flächendeckend in Deutschland hat sich das Instrument Jobcoaching jedoch noch nicht etabliert. „Es gibt Hochburgen in Nordrhein-Westfalen, HessenundBaden- Württemberg. Aber es gibt auch weiße Flecken“, weiß Professor Ulrike Marotzki von der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) in Hil- desheim. Als Projektleiterin hat sie drei- einhalb Jahre lang im Auftrag des Bun- desministeriums für Arbeit und Soziales und mit der Unterstützung der BIH geforscht. Ihre Studie JADE (Jobcoaching zur ArbeitsplatzsicherungDefinierenund Evaluieren) liegt seit Februar 2020 vor und liefert die erste bundesweite Bestandsaufnahme zum Thema. Darin wird deutlich: Ob sich Jobcoaching als Maßnahme eignet, hängt von der Bereit- schaft der Arbeitnehmer wie auch glei- chermaßen der Arbeitgeber ab, sich darauf einzulassen, daran mitzuwirken und das Arbeitsverhältnis fortsetzen zu wollen. „Das Training on the Job – das Training direkt am Arbeitsplatz also – ist wichtig. Aber das Umfeld muss mitler- nen“, betont Ulrike Marotzki. Denn Job- coaching funktioniert nur imZusammen- spiel aller imBetrieb Beteiligten alsTeam. „Man muss Vertrauen aufbauen, auch bei den Kollegen und den Vorgesetzten“, beschreibt Dörte Pulla ihre Aufgabe zu 10 Brücken bauen Jobcoaching am Arbeitsplatz Jobcoaches kommen in den Betrieb und helfen direkt vor Ort – immer dann, wenn es am Arbeitsplatz eines schwer- behinderten Beschäftigten zu Schwierigkeiten kommt. Sie sind aber nicht nur in Krisen da, sondern auch Ansprechpartner im alltäg­ lichen Geschäft und erbringen einen wertvollen Beitrag zur Arbeitsplatzsicherung. SCHWERPUNKT Kollegen auf Zeit: Thomas Hullermann und sein Jobcoach Matthias Finke (re.)

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