ZB Behinderung & Beruf 4/2019

ZB 4 I 2019 Praxisbeispiel Freundlich, zuverlässig und pünktlich Förderschule, Praktika, Festanstellung: Christine Blank hat das geschafft, was für behinderte Schüler mit Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung noch nicht die Regel ist. Foto:Thomas Langer Foto:Thomas Langer SCHWERPUNKT 13 Abteilungsleiter Torsten Schaefer: „Frau Blank hat großes handwerkliches Geschick und übernimmt die unterschiedlichsten Aufgaben.“ A m allerliebsten arbeite ich in der Schlosserei“, betont die junge Frau mit Nachdruck. Siphons austauschen, ihre Kollegen unterstützen, wenn sie Waschbecken und Toiletten reparieren: Das sind handfeste handwerklicheTätig- keiten, die sie mag. Die burschikose 21-Jährigemit den auffällig bunt gefärb- ten kurzen Haaren fühlt sich sehr wohl in der 35 Mitarbeiter zählenden Abtei- lung „Handwerk und Versorgung“ der Diakoneo, einem diakonischen Unter- nehmen in Neuendettelsau, das unter anderem Schulen, Krankenhäuser und Behinderteneinrichtungen betreibt. Und dort wird sie – was eher ungewöhnlich für einen Menschen mit einer geistigen Behinderung ist – sehr flexibel an unter- schiedlichen Arbeitsplätzen eingesetzt. „Ich mag die Abwechslung und bekom- me immer montags morgens gesagt, was in der Woche so anliegt. Dann kann ich mich drauf einstellen.“ Neue Stelle geschaffen So unterstützt sie hauptsächlich die Fachkollegen bei der Prüfung der ortsveränderlichen Elektro- gerätewieComputer, Kaffee- undWasch- maschinen, erledigt aber auch kleinere Streich- und Abklebearbeiten imBereich Malerei, arbeitet imBauhof und bei Aus- undUmzügenmit und ist für dieMüllsor- tierung und -entsorgung verantwortlich. Gerade diese Flexibilität hat ihrenVorge- setzten Torsten Schaefer davon über- zeugt, eine neue und unbefristete Stelle als Helferin im Handwerk für sie einzu- richten. „Christine hat im Rahmen einer Berufsorientierungsmaßnahme bei uns zuerst einPraktikumgemacht. Durch ihre ruhige, freundliche, pünktliche und sehr zuverlässige Art und ihr handwerkliches Geschick hat sie mich und auch die Kol- legenüberzeugt. Fürmichwar besonders wichtig, dass ich sie übergreifend in verschiedenen Arbeitsbereichen einset- zen kann“, erklärt ihrVorgesetzter Torsten Schaefer und ergänzt: „Natürlich ist nicht immer alles nur perfekt. Nach einer län- geren Abwesenheit, zum Beispiel dem Urlaub, muss sie wieder angeleitet wer- den. Aufgrund ihrer Behinderung kann sie sich Arbeitsabläufe nicht über einen längeren Zeitraum merken. Außerdem braucht sie in jedemArbeitsbereich einen festen Ansprechpartner, der sie unter- stützt.“ Das alles nimmt er zusammen mit seinem Team aber gerne in Kauf, haben sie doch mit Christine Blank eine hoch motivierte Kollegin gewonnen. Arbeitgeber unterstützen Den Kontakt zu Diakoneo hat Andrea Bogendörfer, Fachberaterin beim Integrationsfach- dienst Mittelfranken, hergestellt. Sie begleitete die junge Frau nach der För- derschule bei mehreren Praktika und steht ihr wie Torsten Schaefer auch jetzt noch als Beraterin und „Kümmerin“ jederzeit zur Seite. „Ich informiere die Arbeitgeber selbstverständlich auchüber mögliche Fördermittel wie Eingliede- rungs- und Lohnkostenzuschüsse oder – wie im Falle von Frau Blank – über die Bezuschussung bei einer notwendigen Arbeitsplatzausstattung.“ So hat sich das Inklusionsamt Mittelfrankenmit 70 Pro- zent an den Anschaffungskosten für ein E-Lastenfahrrad für Christine Blank betei- ligt. „Eine tolle Sache“, bemerkt Torsten Schaefer. „Damit kann sie selbstständig Hol- und Bringdienste auf unserem gro- ßen Gelände erledigen. Das ist für uns eine große Hilfe.“ ■

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