ZB Behinderung & Beruf 2/2019

ZB 2 I 2019 SCHWERPUNKT Arbeitsassistenz Die helfende Hand Foto: Andreas Arnold „Er ist mein verlängerter Arm“, sagt Jessica Trommer über ihren Arbeitsassistenten Pascal Sauer Einige Menschen sind durch ihre Behinderung im Berufsalltag darauf angewiesen, dass andere für sie bestimmte Handgriffe übernehmen. Sie brauchen eine Arbeitsassistenz. Über die Förderung, alternative Hilfen und den Alltag mit Assistenzkraft. Was ist Arbeitsassistenz? Arbeitsassistenz ist eine regelmäßige Hilfestellung am Arbeitsplatz, die über gelegentliche Handreichungen hinaus- geht. Wichtig hierbei: Die beruflichen Kernaufgaben, die sich aus dem Arbeitsvertrag ergeben, muss der schwerbehinderte Mensch eigenstän- dig erfüllen. Die Assistenzkraft unter- stützt ihn lediglich auf seineWeisung hin bei Tätigkeiten, die er aufgrund seiner Behinderung nicht selbst aus- führen kann. Zur Arbeitsassistenz gehö- ren weder die pflegerische Versorgung am Arbeitsplatz (Pflegeassistenz) noch die Begleitung zwischenWohnung und Arbeitsstelle (Wegeassistenz). K annst du bitte mal …?“ Irgendwann 10 war es Jessica Trommer leid, ständig ihre Kollegen umHilfe bitten zumüssen. Die Büroangestellte im Elektro-Rollstuhl stößt im Alltag immer wieder an ihre körperlichen Grenzen: den Deckel vom Kopierer anheben, Aktenordner aus dem Regal greifen, Formulare abstempeln … All das übersteigt ihre Kraft. Seit sie einen Arbeitsassistenten hat, ist sie nichtmehr abhängig von Gefälligkeiten. Die berufli- chen Aufgaben fallen ihr sehr viel leich- ter. Jetzt kann sie ihre Stärken ausspielen und die liegen nunmal in der Kopfarbeit. GroßeNachfrage JessicaTrommer ist kein Einzelfall. Knapp3.700 schwerbehinderte Menschen in Deutschland nutzten 2017 eine Arbeitsassistenz, die von den Integ- rationsämtern finanziert wurde. Die meisten von ihnen haben starke Bewe- gungseinschränkungen, sind seh- oder hörbehindert. So unterschiedlich die Behinderungen, so vielfältig die Assis- tenztätigkeit. BlindeMenschen brauchen zum Beispiel jemanden, der ihnen Texte vorliest, Dokumente einscannt oder sie auf Dienstreisen begleitet. Gehörlose Menschen nutzen vor allemSchrift- oder Gebärdensprachdolmetscher. Dabei kom- men auch Dienste zum Einsatz, die via Internet übersetzen. Arbeitsassistenz ist inzwischen die amstärksten nachgefrag- te Leistung an schwerbehinderte Berufs- tätige. Rund 32,5 Millionen Euro aus der Ausgleichsabgabehabendie Integrations- ämter 2017 dafür aufgewendet. Rechtsanspruch auf Kostenübernahme Wenndie Arbeitsassistenz notwendig ist, haben die Betroffenen einen rechtlichen Anspruch auf Förderung. Doch wann ist

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