ZB Behinderung & Beruf 2/2019

8 ZB 2 I 2019 THEMA Ausbildung mit Hörbehinderung „Das geht doch!“ Foto: Joe Kammer Bauunternehmer Ralf Jurrack scheute sich nicht, einen jungen Mann mit einer hochgradigen Hörbeeinträchti- gung als Auszubildenden einzustellen. EinWagnis, das er nicht bereut hat. Die Leistungen des angehenden Maurers lassen nichts zu wünschen übrig. A ls die Bewerbung von Alexander Klein für eine Ausbildung zumMau- rer bei mir auf dem Tisch lag, dachte ich: Wie soll dasdenngehen? Ein jungerMann auf einer Baustelle, der nicht richtighören kann, das klappt doch nie im Leben. Doch nachRücksprachemit dembehandelnden Arzt, den zuständigen Behörden, seinem Begleiter vom Integrationsfachdienst und nach einem einwöchigen Schnup- perpraktikumbei uns war ich überzeugt: Das geht doch!“ Bauunternehmer Ralf Jurrack ist voll des Lobes über den jungen Mann: „AlexandersWunsch, diesenHand- werksberuf zu erlernen, war sehr groß. Er zeigt nicht nur in der Praxisphase Enga- gement und Freude, er ist darüber hinaus belastbar, leistungsbereit und immer pünktlich. Seine Behinderung ist kein Hindernis, dawir gelernt haben, auf seine Bedürfnisse einzugehen. Wir sprechen ihn beispielsweise konsequent von vorn an. Besonders in ruhiger Umgebung kann er sich dann sehr gut verständigen. Alle imTeambei unsmögenund respektieren ihn“, berichtet der Bauunternehmer. Ale- xander trägt technisch gut eingestellte Hörgeräte, die ihm die Kommunikation ebenfalls erleichtern. Handwerklich begabt Dass Alexander eine zupackende, praktisch veranlagteArt hat, war Uwe Zawadzky vom Integrati- onsfachdienst in Potsdam schnell klar. Er hat den Schüler anderWilhelm-von-Türk- Schule in Potsdam seit der 8. Klasse begleitet und ihn bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz unterstützt. „Alex ist ein sehr freundlicher junger Mann mit einer praktischen handwerkli- chen Begabung. Seinen zukünftigen Arbeitgeber hat er innerhalb eines einwö- chigen Praktikums überzeugt, esmit ihm zuversuchen“, erklärt der IFD-Fachberater. Der Integrationsfachdienst ist dabei im Auftrag des Integrationsamtes tätig. Gelebte Inklusion Auch Christian Jako- bitz, Inklusionsberater der Handwerks- kammer Cottbus, freut sich, dass imFalle vonAlexander Klein Inklusiongelebtwird. Er arbeitet Hand in Hand mit dem Integ- rationsfachdienst und berät vor allem kleine undmittelständische Handwerks- betriebe, wie sichbehinderteund schwer- behinderteMenschen integrieren lassen. „Mit Alexander hat er einen loyalen, gewissenhaften Mitarbeiter gewonnen, der kaum Fehlzeiten hat.“ Der junge Mann selbst fühlt sich in dem familiär geführtenUnternehmengut aufgehoben und will auf jeden Fall seine dreijährige Ausbildung zumMaurer mit dem Gesel- lenbrief abschließen. „Ich hoffe, dass ich hier noch lange arbeiten kann.“ ■ Foto: Joe Kammer Bauunternehmer Ralf Jurrack geht auf die Bedürfnisse seines hörbehinderten Azubis Alexander Klein ein, indem er ihn beispielsweise konsequent von vorn anspricht Ausbildungspreis Das Engagement von Ralf Jurrack wurde im letzten Jahr mit einem zweiten Platz beim bundesweiten Ausbildungspreis „Ausbildungs-Ass 2018“ belohnt. Die Begründung laute- te: „Das Bauunternehmen Ralf Jurrack aus Schwielochsee in Brandenburg zeigt, dass auch kleine Betriebe in strukturschwachen Regionen her­ vorragende Ausbildungskonzepte praktizieren, leben und anbieten. Das Unternehmen scheute sich nicht, einen Schwerbehinderten in Bezug auf Gehör und Sprache als Auszubil- denden einzustellen und zum erfolg- reichen Gesellenabschluss zu bringen.“

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